Gekapselt oder gemahlen

Eine Frage der Psychologie

Der Erfolg ruft Nachahmer auf den Plan. Die Discounter Lidl und Aldi mischen auf dem lukrativen Markt der Kaffeekapseln mit Billigangeboten mit. Laut Nespresso sind mittlerweile weltweit 50 Billiganbieter auf dem Markt. Bleibt die Frage nach dem Geschmack. Wer hat die Nase vorn? Hier scheiden sich die Geister gewaltig. Da ist die eingeschworene Gemeinde von Konsumenten, die den klassischen Filterkaffee vorziehen. Gemahlen und gebrüht. Die Traditionalisten. Auf der anderen Seite die modernen Stadtmenschen und Kapseltrinker. Sind das die Innovativen? Ob ein Kaffee schmeckt oder nicht, hat mehr mit Psychologie zu tun als mit Fakten. Wissenschaftliche Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, je nach dem, von wem sie in Auftrag gegeben sind. Geschmacklich soll die Kapsel überlegen sein, weil nuancierter und vielfältiger. Selbst in der Welt der klassischen Konsumenten der gemahlenen und gebrühten Bohne gibt es gravierende Unterschiede.

Ein Hedonist, der seinen in der Stempelkanne gepressten Kaffee à la francaise zelebriert, wird nie den durch die Filtertüte getropften deutschen Kaffee akzeptieren. Marketer schließen daraus, dass es bei der Vermarktung von Kaffee auf die Positionierung und das Markenerlebnis ankommt. Alles andere ist für den Erfolg einer Kaffeemarke irrelevant. Michael Gliss, der erste deutsche „Diplomierte Kaffee-Sommelier“ (Diplom des Instituts für Kaffee-Experten in Wien) bringt es auf den Punkt: „Kaffeegenuss ist eine ganz persönliche Angelegenheit, die man dazu kultivieren kann, zu einem Wohlfühlerlebnis zu werden“.

Unser Fazit: Kapseln sind praktisch, geschmacklich hervorragend, bieten eine enorme Vielfalt und sind teuer. Gemahlener Kaffee richtig zubereitet ist geschmacklich ebenso hervorragend und günstiger. Die Frage nach der Umweltverträglichkeit ist offen. Wir meinen: chacun à son gout, jeder nach seinem Geschmack. Und noch ein Trost für die Kapselgegner: Trends kommen und gehen, das Klassische bleibt.

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