Der Hund als Opfer
Was Drängler auf der Autobahn sind, ist bei Hunden der Mensch. Zweibeiner rücken dem Hund oft ungebremst manchmal aus Unwissenheit, manchmal durchaus mit Absicht, zu dicht auf die Pelle.
Hunde haben eine Individualdistanz zu anderen von mindestens 2 Metern. Dies gilt ganz besonders bei Begegnungen mit Unbekannten. Hunde wissen das, viele Menschen jedoch nicht. Manche Menschen lassen es zu, dass ihr unerfahrener oder unerzogener Hund, auf einen anderen Hund zustürmt. Das Ergebnis: Das Opfer zeigt dem Angreifer die Gelbe Karte. Mit einem unmissverständlichen Knurren oder einer tatkräftigen Reaktion wird die Attacke gestoppt. Der Unmut beider Tierhalter ist vorprogrammiert. Ähnlich sieht es bei der rücksichtslosen Begegnung von Mensch und Hund aus. Rennt der Mensch unvermittelt auf den Hund zu oder rast mit dem Fahrrad auf den Vierbeiner zu, soll der Hundehalter schnell dafür sorgen, dass der Hund platz macht und den Weg freigibt. Schließlich hat der Mensch immer Vorfahrt und vor allem recht. Da kann man sich schon fragen: Ist der Mensch grundsätzlich rücksichtslos und auf seinen eigenen Vorteil bedacht? Oder verhalten sich manche Leute nur so, wenn es um Hunde und ihre Besitzer geht? Ein solcher Umgang wird gegenüber Kindern angeprangert, doch bei Hunden toleriert. Rücksichtnahme im Straßenverkehr, egal ob in hektischen Innenstädten oder auf dem ruhigeren Land, sollte selbstverständlich sein. Die Realität sieht leider häufig anders aus. So kommt es leider immer wieder zu stressgeprägten Situationen zwischen Passanten, Joggern, Radfahrern und Hundehaltern.
Da bleibt dem verantwortungsvollen Hundebesitzer nichts anderes übrig, als vorausschauend den Horizont zu scannen und seinem Vierbeiner guten Gehorsam und Straßentauglichkeit beizubringen. Die Gefahr ist dennoch nicht beseitigt: Was ist, wenn die unliebsame Überraschung von hinten an Hund und Halter heranrast? Wichtig für das gedeihliche Zusammenleben von zwei- und vierbeinigen Bewohnern sind Gebiete, die zur Naherholung, zum Radfahren, Joggen oder Spielen und Sonnen einerseits und als Auslaufgebiete andererseits genutzt werden können. In der Stadt stehen nur begrenzt Auslaufmöglichkeiten zur Verfügung oder sind dem Hundehalter schlichtweg nicht bekannt. Ariane da Luz, Inhaberin von hundgerecht-leben, sagt: „Ausgewiesene Hundewiesen sollten mehr publik gemacht werden – dann werden sie von Hundehaltern auch häufiger genutzt.“ Alternativ wäre eine zeitliche Aufteilung der Flächen denkbar. Im Ausland funktioniert das bereits an Stränden.
Ärgernis: Kotbeutel
Ein weiterer Anlass zu Ärger sind liegen gelassene Kotbeutel: eine Unsitte, die sich einige Hundehalter jedoch angewöhnt haben. Auf der einen Seite ein Ärgernis, auf der anderen verständlich: Niemand möchte mit Kot in der Tasche spazieren gehen. Hundetrainerin Ariane da Luz meint: „Für die von den Kommunen eingezogene Hundesteuer sollte es nicht nur möglich sein, Kotbeutelspender aufzustellen. Wenn ausreichend Mülleimer zur Entsorgung angeboten werden, würde sich auch dieses Problem schnell erledigen.“
Eine friedliche Koexistenz von Menschen mit und ohne Hund ist machbar. „Der Schlüssel liegt in der gegenseitigen Rücksichtname von Passanten und Hundehaltern“, betont die Hundeexpertin Ariane da Luz. „Nur so können langfristig wirksame Lösungen für bestehende Probleme gefunden werden.“