Wer weiß, was ich brauche?

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Wir brauchen, wollen und müssen. Manches leidenschaftlich gern – anderes nur, weil es der Nachbar hat. So wirklich viel brauchen wir gar nicht. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

„Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.“ Das sagte der griechische Philosoph Epikur. Zu wissen, wann und was genug ist, fällt dem ein oder anderen nicht leicht. Überfluss und Überdruss bestimmen unsere moderne Welt. Primäre Bedürfnisse bedrängen uns nur noch selten – zum Glück. In der Regel haben wir genug zu essen, zu trinken und ausreichend Kleidung. Das sind unsere natürlichen und notwendigen Bedürfnisse.

Doch zu unseren Bedürfnissen, die es im Sinne eines erfüllten Lebens zu befriedigen gilt, gehört ein angst- und schmerzfreier Zustand. Das Streben nach mehr, steht genau diesem Zustand im Weg. Wir schaffen uns künstlich neue Bedürfnisse. Grund hierfür ist die Möglichkeit ständig konsumieren zu können. Vielmehr noch: die unentwegte Werbung und der Nachbar. Wir wollen einfach haben. Wer braucht Energy-Drinks zum Überleben? Ohne neue Bedürfnisse gibt es allerdings keinen Fortschritt. Und ohne Fortschritt keine Sitzheizung im Auto. Irgendwann stellt sich die Frage: Was brauche ich wirklich?

Kauf Dich glücklich

Glück kostet 5000 Euro im Monat – belegen aktuelle Studien. Damit können wir alles kaufen, was wir uns wünschen – wer mehr verdient wird nicht glücklicher. Wer weniger hat, ist nicht zwangsläufig unglücklich. Entscheidend ist, wonach man strebt. Die Inflation von Glücks-Ratgebern verdeutlicht: Es ist zwar alles da, doch scheinbar nicht das Richtige. Denn Konsum allein erfüllt nicht unsere Bedürfnisse nach Sicherheit, Sinnhaftigkeit und Müßiggang.

Es gibt wahre Bedürfnisse und solche, die nur der Wirtschaft dienen – schrieb der Sozialpsychologe Erich Fromm. Aus Bedürfnissen sind Waren geworden; daran haben wir uns gewöhnt. Was allerdings unsere wahren Bedürfnisse sein sollen, wissen wir nicht.

Wenn weniger mehr wird

Wer nach dem ersten Herzinfarkt merkt, dass er von seinem vermeintlichen Luxus wenig hat, muss sich eingestehen: Kein Luxus entschädigt. Angst und Schmerzen warnen Stressgeplagte. Sie vernachlässigen ein elementares Bedürfnis, weil sie künstliche Bedürfnisse krampfhaft versuchen, zu befriedigen. Nur ist das Bedürfnis nach Luxus nicht notwendig. Das Bedürfnis nach einem angst- und schmerzfreien Zustand sehr wohl.

Plötzlich wird weniger Bedürfnis mehr Glück: Weniger arbeiten – mehr Freizeit. Weniger Konsum – mehr Erlebnis. Und weniger Überfluss – mehr Nachhaltigkeit. Seine wahren Bedürfnisse zu kennen und sie stetig zu hinterfragen, nimmt die falschen Bedürfnisse. Luxus darf sein, nur sollten wir uns immer fragen: Brauche ich das wirklich – und wenn ja, welchen Preis bin ich bereit dafür zu bezahlen. Dieser Preis darf nie einen angst- und schmerzfreien Zustand gefährden.

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